Dr. Eva-Maria Stange und OV-Vorsitzender Gerd HabenichtDie bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion in Sachsen Dr. Eva-Maria Stange referierte am 14. Oktober in Aue über das Thema „Kinder stärken“.
Im Mittelpunkt ihrer Ausführungen stand der jüngst auf dem Landesparteitag in Bautzen beschlossene bildungspolitische Grundsatzbeschluss der sächsischen SPD. Dieser beinhaltet die Einführung einer Gemeinschaftsschule als gleichwertigen zweiter Weg zum Abitur.
Zentrales Ziel ist dabei durch ein längeres gemeinsames lernen und den möglichen Erhalt von Schulstandorten, die Kinder stärker als bislang in den Mittelpunkt der Bildung zu rücken.
Broschüren zum Thema „Kinder stärken“ können Dienstag zwischen 15.00 und 17.30 Uhr im SPD-Bürgerbüro, Auerhammerstr. 19 in 08280 Aue abgeholt werden.
Tobias Andrä
SPD Landesverband Sachsen 8. Oktober 2011
außerordentlicher Landesparteitag 2011-10-13 Bautzen
Ein bildungsfreundliches Sachsen
Antrag: A 01
Beschluss des Landesparteitages:
Auf dem Landesparteitag hat sich die SPD für eine neue Gemeinschaftsschule ausgesprochen - als gleichwertiger Weg zum Abitur.
Die SPD Sachsen sieht nach wie vor in einer inklusiven Schule für alle Kinder, in der sie von der ersten Klasse bis zum Schulabschluss länger gemeinsam lernen können und eine individuelle Förderung erhalten, die gerechteste und effektivste Schulform.
Der Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit und zu „Einer Schule für alle Kinder“ kann dabei über ein Schulsystem der zwei gleichwertigen Bildungswege zum Abitur beschritten werden. Die neue Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe wird sich dabei als erster Bildungsweg neben dem Gymnasium unter bestimmten Bedingungen etablieren können:
Der Landesparteitag der SPD Sachsen unterstützt daher die bildungspolitische Position der SPD-Landtagsfraktion für eine neue Gemeinschaftsschule in der zur Zeit aktuellen Auseinandersetzung um die Weiterentwicklung des sächsischen Schulsystems.
Die neue Gemeinschaftsschule
schließt ohne verpflichtende Bildungsempfehlung an die Grundschule an. Sie kann alle Schülerinnen und Schüler allein auf Wunsch der Eltern und Kinder aufnehmen. Sie kann zugunsten des längeren gemeinsamen Lernens aller Schülerinnen und Schüler auch unmittelbar mit einer Grundschule verschmelzen.
Sie ist eine gleichwertige Alternative zum Gymnasium und ermöglicht jeder Schülerin und jedem Schüler alle allgemeinbildenden Schulabschlüsse bis hin zum Abitur.
Sie führt keine gesonderten abschlussbezogenen Bildungsgänge (Haupt-und Realschule), sondern fördert durch moderne pädagogische Binnendifferenzierung auf der Grundlage eines eigenen ganzheitlichen Schulprogramms.
Sie kann auch einzügig geführt werden und sichert so wohnortnah alle Bildungsangebote auch in siedlungsschwachen Räumen.
Sie löst mit einer Novellierung des Schulgesetzes in einer Frist von maximal fünf Jahren die bestehenden Mittelschulen ab. Sie kann auf Beschluss des Schulträgers und der Schule auch ein Gymnasium oder eine Förderschule ersetzen bzw. mit einer Grundschule fusionieren.
Sie verfügt über eine eigene Oberstufe oder hält diese über eine verbindliche Kooperation mit einem oder mehreren Gymnasien, beruflichen Gymnasien oder Fachoberschulen vor. Der erfolgreiche Erwerb eines mittleren Schulabschlusses ermöglicht ohne weitere Einschränkung den Übergang in die gymnasiale Oberstufe.
Sie ist eine Ganztagschule und erhält im Rahmen eines Globalbudgets eine verbesserte personelle und materielle Ausstattung, einschließlich der schulischen Sozialarbeit. Die Ausstattung mit Ressourcen berücksichtigt die soziale Zusammensetzung der Schülerinnen und Schüler und erfolgt grundsätzlich schüler- und nicht klassenbezogen. Die Gemeinschaftsschule erhält damit eine stärkere Gestaltungsautonomie und pädagogische Eigenverantwortung.
Sie entwickelt sich ebenso wie das Gymnasium und die Grundschule innerhalb von maximal zehn Jahren schrittweise zu einer inklusiven Schule. Entsprechend der UN- Behindertenrechtskonvention wird allen Kindern das Lernen in der Gemeinschaft wohnortnah ermöglicht. Daneben werden Mittel bereitgestellt, um den individuellen Förderbedarf jedes Kindes zu erfüllen. Bis zur vollständigen Umsetzung der Inklusion erfolgt eine intensive Kooperation mit Förderschulen, die das Ziel einer möglichst hohen Integration verfolgt.
Sie bietet den Schülerinnen und Schülern eine umfassende Berufs- und Studienberatung. Durch Praxistage in Unternehmen, sozialen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Einrichtungen erhalten Jugendliche so frühzeitig Einblicke in die Arbeitswelt und deren Anforderungen. Praktische Übungen werden nicht nur speziellen Schülergruppen, sondern allen Schülerinnen und Schülern angeboten.
Schüler und Schülerinnen, die sich für das Gymnasium als Weg zum Abitur entschieden haben, dürfen mit der Einführung der neuen Gemeinschaftsschule nicht mehr gegen ihren und den Elternwillen an die Gemeinschaftsschule oder eine Förderschule versetzt werden (Abschulungsverbot). Das Gymnasium hat den Auftrag, alle Schülerinnen und Schüler zu einem erfolgreichen allgemeinbildenden Schulabschluss zu führen.
Das Konzept der zwei gleichwertigen Wege zum Abitur und der Ausbau der neuen Gemeinschaftsschule, ist ein Schritt auf dem Weg zum Ziel „Eine Schule für alle Kinder“, an der die SPD unverändert festhält.
Votum: mehrheitlich angenommen